Wie Du liebevolle Beziehungen durch Selbstfürsorge statt Selbstoptimierung erschaffst und erkennst, wann was an der Reihe ist.

„Das ist ein Glaubenssatz!“
Wer einmal mit Persönlichkeitsentwicklung, innerer oder spiritueller Entwicklung, angefangen hat, kommt schnell in einen Sog.
Immer wieder gibt es Situationen, wo Du Muster auflösen „musst“, eigene Projektionen entschlüsseln. Du hast ein Problem – ach da steckt ein Glaubenssatz dahinter. Wo Du gehst und stehst – irgendwo holt Dich wieder ein Defizit aus der Kindheit ein. Das kann sehr befreiend, aber auch sehr anstrengend sein.
Besonders kommt das natürlich in zwischenmenschlichen Beziehungen zum Tragen.
Es ist eine wundervolle Möglichkeit, Beziehungen auf einer ganz anderen Ebene zu erfahren. Allerdings birgt es auch eine Gefahr in sich: Dass Du Dich selbst immer als „falsch“ empfindest. Du fängst an zu suchen, „was mit Dir nicht stimmt“, wenn etwas nicht so läuft, wie Du es gerne hättest, wenn Konflikte auftauchen und Situationen, in denen es knirscht.

Worum geht es wirklich?
Die große Frage, die sich immer stellt, ist: Geht es gerade darum, ein Muster in mir aufzudecken oder einfach nur zu mir zu stehen oder vielleicht sogar darum, die Situation / den Menschen komplett zu verlassen. Auch das kann manchmal ein Weg sein, wenn es permanent Konflikte mit einer Person gibt.
Ich bin inzwischen gefühlte Weltmeisterin im Spiegelbild-Analysieren. Doch genau diese Frage kam bei mir immer wieder hoch, zumal ich früher auch sehr dazu geneigt habe, mich passend zu machen um der Liebe willen. Ich habe Selbstoptimierung betrieben, anstelle von Selbstfürsorge.
Doch inzwischen habe ich ein paar wertvolle Antworten gefunden.
Meine wichtigsten Erkenntnisse
1. Es geht um Beides.
Da bedeutet: Das Spiegelbild genau anschauen, möglichst verstehen, was da los ist, was Du projizierst, was Dein Teil der Gleichung ist. Und dann, im Idealfall wenn Du mit Deinem Thema durch bist, das Ganze mit Deinem Partner oder der betroffenen Person besprechen.
Erzähle, was sein / ihr Verhalten in Dir ausgelöst hat, welche Erkenntnisse Du hattest und was Du Dir in Zukunft wünschst. Was er oder sie dann damit macht, ist wiederum sein / ihr Part.
Damit signalisierst Du: Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, meinen Teil der Gleichung gelöst.
2. Was ist Deine Absicht?
Die zweite Erkenntnis ergänzt den ersten Schritt.
Wenn Du etwas bei Dir entdeckst, wo Du ein Gefühl oder Muster heilen darfst, neu denken, Dich verändern, ist es wichtig, auf Deine Absicht zu achten.
Willst Du die Veränderung, um dem anderen zu gefallen, um Dich passend zu machen, oder weil es sich für Dich stimmig anfühlt, weil Du merkst, dass es das ist, was Dich weiter bringt in Deinem Leben?
Das macht den großen Unterschied, selbst wenn das Ergebnis oberflächlich gesehen das Gleiche ist. Es ist gut, wenn Du Dich verändern möchtest – solange Du es um Deinetwillen tust, nicht für jemand anderen.
Brauchst Du ein Beispiel?
Hier kommt es.
Mein Sohn wollte eine Party machen und dafür sturmfreie Bude haben.
Also fragte ich meinen Liebsten, ob ich an dem Wochenende bei ihm bleiben kann.
Mir war bewusst, dass er nicht die ganze Zeit daheim ist.
Trotzdem hatte ich die Erwartung, dass wir uns irgendwann abends sehen und vielleicht den Sonntagvormittag zusammen verbringen, wie wir es öfter tun. Das hatte ich auch kommuniziert.
Schon am Freitagabend ging es los, dass ich meinen Partner telefonisch nicht erreichen konnte.
Als am nächsten Morgen immer noch kein Kontakt war, fing ich mir an, Gedanken zu machen und nachzufragen. Irgendwann bekam ich tatsächlich eine Antwort und wusste immerhin, was ihn beschäftigt hielt.
Auf meine Bitte, er möge mir noch Bescheid geben, ob und wann er heimkommt, gab es keine weitere Reaktion, er hatte die Nachricht nicht gelesen. Der Samstag verging, der Sonntag kam ohne Nachricht, ohne ihn. Die ganze Zeit war ich allein in seiner Wohnung. Erst Montagabend meldete er sich wieder.

Der Sturm braut sich zusammen
In der Zwischenzeit ging bei mir die Post ab.
Ich wurde mit Verlustängsten konfrontiert, die mich schüttelten, quälten und Tränenstürze hervorriefen.
Vor allem aber tobte in mir der oben beschriebene Widerspruch:
Ich spürte, dass es MEINE Verlustängste waren. Gleichzeitig bewertete ich SEIN Verhalten als unmöglich. Weil ICH das nie gemacht hätte. Da spielten auch die gesellschaftlichen Normen mit in meinen Frust. Nicht dass ich jetzt Gott und der Welt davon erzählte, aber meine Freundinnen waren sich ebenfalls einig: Das geht gar nicht.
Was also konnte ich tun?
Schritt 1: Meine Verlustängste heilen und später mit meinem Liebsten die Situation klären.
Ich habe genau das getan – bin in tiefste Kindheitserinnerungen abgetaucht, wo die Verlustängste entsprungen sind, habe gefühlt, geheult, geheilt. Später suchte ich das Gespräch mit meinem Liebsten, auch wenn ich da noch immer ein wenig gefrustet war. Irgendwann hatten wir die wichtigsten Punkte geklärt. Mir wurde aber auch bewusst, dass er bestimmte Dinge wahrscheinlich nie ändern würde. Z. B. wenn er sich um seine Kinder kümmert, zwischendurch Nachrichten zu verschicken oder teilweise meiner Planungswut gerecht zu werden. Weil er es schlicht oft nicht kann oder nicht will.
Also folgte Schritt 2:
Ich habe für mich nachgefühlt, wo mein Weg langgeht.
Will ich weiter auf festen Terminen und möglichst langfristigen Planungen beharren, will ich permanente Liebesbeweise und Lebenszeichen per Nachricht (dann ist er wahrscheinlich der falsche Partner) oder will ich lernen, mich vom Fluss des Lebens tragen zu lassen?
Vertrauen, dass wir uns im passenden Moment sehen, dass ich rechtzeitig, d. h. im genau richtigen Augenblick, eine Information bekomme? Vertrauen, dass die Liebe immer noch da ist, auch wenn einmal längere Zeit keine Nachricht kommt?
Die erste Version (weiter zu planen) hat sich eng angefühlt, nach Stillstand, das Vertrauen und Mitfließen weit und leicht. Also war mir klar: Mein Weg führt dort entlang. Das bedeutet, ich bin bereit, mich hier – in meinem Tempo – weiterzuentwickeln, zu lernen, ihm dabei entgegenzukommen.
Weil ich weiß, dass alles andere eher ein Rückschritt wäre in Richtung Kontrolle und Planbarkeit.
Wichtig ist aber, dass ICH diesen Weg für MICH wähle, nicht für ihn. Dann würde ich mich „passend“ machen, mich nur selbstoptimieren, um ihm zu gefallen.
Darum geht es auf keinen Fall!
Lass den anderen Teil haben
Natürlich habe ich ihm davon erzählt. Und bitte ihn, mir zu helfen, so gut er eben kann. Sage ihm, was mir guttun würde, was meine Wohlfühlzone ist, was ich noch brauche.
Manchmal klappt es schon, manchmal noch nicht. Dann bin ich liebevoll zu uns beiden – gebe jedem von uns die Zeit, zu lernen.
Ich liebe dieses Wechselspiel, dieses gemeinsame Hinschauen und Wachsen. Vor allem spüre ich, wie die Liebe in mir auf diese Weise wächst und gedeiht – die Liebe zu ihm und vor allem zu mir selbst.
Für mich ist diese Art des Umgangs mit Konflikten der beste Weg für liebevolle Beziehungen. Selbstfürsorge und Selbstentwicklung gehen Hand in Hand – Selbstoptimierung dürfen wir bleiben lassen, denn letztlich sind wir perfekt so, wie wir sind. Von hier aus geht es weiter. Schritt für Schritt.
Willst Du mehr solcher Inputs und das für Dich in Deinem Leben umsetzen?
Dann trage Dich hier ein und erhalte regelmäßig Impulse für eine neue Art, zu leben.
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Erfüllte Beziehung: 6 Schlüssel, um Beziehung neu zu leben · 18. Juni 2023 at 19:01
[…] erst einmal für Dich, was dahintersteckt. Ausführlich erläutere ich das in dem Beitrag: Wie Du liebevolle Beziehungen durch die Balance von Selbstfürsorge und Selbstoptimierung […]