Tanzen.
Bilder verschwimmen in mir, wie die Bewegungen, die mein Körper ganz automatisch vollführt.
Ich lasse sie fließen und versuche gleichzeitig, immer wieder einen Blick zu erhaschen.
Während ich die inneren Bilder anschaue, wird mir bewusst, dass es diesmal keine klare Antwort gibt.
Beziehungsweise, dass die Antwort anders lautet, als ich dachte.
Es gibt keinen Schuldigen. Keine klare karmische Verstrickung im Sinne von: Das habe ich getan, dass Du. Stattdessen sehe ich, wie diese Rollen, in denen wir uns ständig bewegen, wechseln.
Wie in all diesen kurzfrequenten Videos, die einen schon beim Hinschauen schwindlig werden lassen: Opfer. Täter. Retter.

Das ewige Spiel
Du kennst dieses Spiel, oder?
Es braucht oft nur einen kleinen Anstoß und wir sind frustriert. Nicht selten fühlen wir uns als Opfer – von Umständen, Worten oder Handlungen anderer Personen. Ganz schnell schlüpfen wir dann in die Gegenrolle und greifen an. Wir wechseln zum Täter. Gerade bei Frauen und empathischen Menschen ist auch die Rolle des Retters sehr beliebt. Denn der Retter ist der Held, oder?
Kürzlich wurde mir klar, was für ein krasses Spiel das ist, aus dem es kein Entrinnen gibt, solange wir es nicht durchschauen.
Das Ergebnis: Leid, Frust, Drama. Das fängt im Kleinen in der Familie an, geht über in geschäftliche und andere Situationen und endet bei Nationen.
Weltpolitik auf den Punkt gebracht
Schauen wir nur auf die aktuelle weltpolitische Lage.
Auf den ersten Blick scheint es leicht, den Täter zu identifizieren und die Opfer. Aber kaum wechselst Du die Perspektive, wird es unklarer. Ist der Täter einfach nur ein Täter oder auch ein Opfer, das sich verteidigt?
Da tauchen Retter auf, die sich gleichzeitig selbst zum Opfer machen – und vielleicht auch zum Täter?
Meine Aufgabe ist es nicht, zu politisieren. Allerdings glaube ich auch nicht alles, was die Medien erzählen und bemühe mich um eine ganzheitliche Sicht. Und dann wird aus der klaren Lage plötzlich genau dieses Wechselspiel. Opfer, Täter, Retter.
Im Kleinen wie im Großen

Ich kam selbst zu der Erkenntnis, weil ich gerade eine schwierige Situation erlebt habe. Jemand ist seiner Verpflichtung mir gegenüber nicht nachgekommen, steht also in meiner Schuld. Und ich sah – außer dem aufwendigen Rechtsweg – keine Möglichkeit, das zu lösen.
Doch wozu beschäftige ich mich ständig mit diesen spirituellen und persönlichkeitsausdehnenden Themen?
Also beschloss ich, mir das ganze aus einer Metaperspektive anzuschauen. Was sind die karmischen Verstrickungen der Situation? Während ich mir die Bilder der Vergangenheit in meinem Inneren anschaute, erkannte ich sehr klar: Es gibt keine eindeutige Täter-Opfer-Beziehung. Sondern nur dieses endlose Rollenspiel, das uns kaputt macht und an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.
Die Lösung?
Aussteigen!
Das ist eine Entscheidung. Sie beginnt mit der Erkenntnis und dem tiefen Wunsch, einfach Zuschauer zu sein statt Spieler in diesem Spiel.
Während des Tanzens konnte ich spüren, wie ich mich aus diesem Kreisel heraus bewegte, hinein in etwas Größeres. Dieses Größere ist reine Liebe. Sie ermöglicht es, von außen auf die Situation zu schauen, die verschiedenen Facetten als unterschiedliche Seiten derselben Sache zu erkennen.
Das war wunderschön.
Doch eine Frage blieb.
Was bedeutet das rein materiell-physisch?
Was soll ich jetzt tun?
Handeln nach dem Herzen
Mir war klar, dass diese Erkenntnis nicht bedeutete, dass ich nichts tun muss, das einfach nur ein Wunder geschieht und sich alles erledigt (auch wenn das vielleicht möglich ist). Ich spürte, dass ich handeln musste.
In diesem Fall entschied ich, 100 km Autofahrt auf mich zu nehmen, um meine Mieterin, die ich nicht mehr erreichen konnte, persönlich zu treffen.
Das fühlte sich stimmig an und am Ende war ich froh über diese Entscheidung.
Denn die Realität zeigte, dass sie gerade nicht anders handeln konnte. Nun weiß ich Bescheid und wir konnten besprechen, wie es weiter geht. Sachlich. Ohne Täter-Opfer-Spiel.
Du willst etwas für den Frieden auf dieser Erde tun? Dann ist das der erste Schritt. Wie innen so außen, wie im Kleinen, so im Großen.
Entscheide Dich bewusst dafür, Dich nicht mehr von diesem Spiel einfangen zu lassen. Erkenne, dass Opfer, Täter und Retter nur verschiedene Facetten der gleichen Sache sind.
Steig aus.
Ich bin sicher, es wird Dir guttun!
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