Bestimmt hast du schon einmal von dem Spiegelgesetz gehört. Vereinfacht besagt dieses, dass Menschen sich im Anderen mit allen geliebten und ungeliebten Verhaltensweisen und Programmierungen erkennen.

Wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du Konflikte für deine eigene Entwicklung nutzen – sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld.

Das erwartet Dich hier:

Das Spiegelgesetz für den eiligen Leser

Du solltest gründlich in die Selbstreflektion gehen, wenn:

  • Dich Aussagen, Verhaltensweisen oder Eigenschaften bei deinem Gegenüber emotional treffen, ärgern oder du merkst, dass du den anderen diesbezüglich ändern willst
  • Menschen dich kritisieren oder etwas an dir ändern wollen und dich das emotional stark berührt

Sofern andere Menschen dir etwas vorwerfen, dich kritisieren oder etwas an dir ändern möchten, was dir gleichgültig ist oder Dir nur ein bisschen unangenehm ist, ohne dass es Dich emotional besonders aufwühlt – lass es mitfühlend bei dem Gegenüber. Es sind seine eigenen Themen, die er auf dich projiziert.

Bewunderst oder liebst du bestimmte Eigenschaften an anderen Menschen? Dann erkennst du einen Teil von dir, den auch du in dir trägst.

So einfach das klingt – im Alltag ist es gar nicht so leicht, diese Dinge zu sortieren und zu entlarven, zumal es oft regelrechte Verknotungen aus eigenen und fremden Projektionen gibt. Ich möchte heute mit dir 3 verschiedene Formen von Spiegeleffekten näher beleuchten, die mir in meinem privaten Leben schon unglaublich viele Erkenntnisse und Wachstumschancen geboten haben.

(Ähnliches kann sich auch im Kontext von geschäftlichen Beziehungen abspielen.)

Spiegel 1: Der Wundheiler

So gut wie jeder von uns trägt tiefe Wunden in sich, die meist vollkommen unbewusst in uns schlummern und oft völlig unerwartet ans Tageslicht kommen.

Ich hatte das große Glück, einem Mann zu begegnen, mit dem mich von Anfang an eine tiefe Liebe und Gefühlsnähe verband. Doch hieraus erwuchs nicht etwa eine märchenhafte Beziehung, sondern eine meiner intensivsten Reisen zu mir selbst.

Immer wieder brachte mich das Verhalten dieses Mannes mit Wunden, Mustern und inneren Verstrickungen in Kontakt, die mir emotional alles abforderten und mich gleichzeitig immer wieder ehrfürchtig staunen ließen, welch grandiose Erkenntnisse sich in meinem größten Schmerz verstecken.

Der Spiegel ist kein Freibrief für verletzendes Verhalten

Es ist immer wieder ein Wechselspiel von Erkenntnis und inneren Heilungsprozessen, gleichzeitig jedoch auch dem Wahren meiner eigenen Grenzen. Denn auch wenn solche schmerzhaften Situationen heilsam sein können, gibt das dem Gegenüber dennoch nicht das Recht, dich zu verletzen oder entwürdigend zu behandeln.

Wenn du also bewusster mit dem Spiegelprinzip arbeiten möchtest, sei hier sehr achtsam mit dir. Nimm deinen Teil zu dir, und mache gleichzeitig klar, was für dich geht und was ggf. nicht! Denn auch wenn wir mit unserem Verhalten bei anderen Menschen „nur“ alte Wunden berühren, so sind wir doch in jedem Augenblick verantwortlich für unsere Worte und Taten – oder auch Nicht-Taten. Mitgefühl ist hier gefragt – für den anderen und für dich selbst.

Wie sieht so ein Spiegelerkennen praktisch aus?

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie das ganz praktisch von sich ging. Lass uns zusammen schauen.

Ich bekam beispielsweise sehr häufig kurzfristige Absagen für Verabredungen, für mich meist auch noch unpassend kommuniziert. Das spülte alte Verlustängste in mir hoch. Ich fühlte, erkannte, und löste so gut es mir möglich war.

Interessanterweise spitzte sich dies immer mehr zu, wurde es – je mehr ich „heilte“ – immer schlimmer. Irgendwann schien die einzige Aussage für mich nur noch zu sein: „Achte auf deine Würde und lass dich nicht so behandeln“. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Kontakt zu beenden, auch wenn es sich nach wie vor merkwürdig anfühlt, weil wir so verbunden sind.

Noch immer kommen mir neue Erkenntnisse, welch unglaubliche Verstrickungen es zwischen uns gab, Rollenmuster und Erwartungen, teilweise aus meiner gesamten weiblichen Ahnenkette, die ich dann auf ihn projizierte und die er in seiner feinfühligen Art spürte und darauf (unbewusst) reagierte.

Gleichzeitig ist mir auch klar, dass ich in ihm alte Verletzungen anstoße, die wahrscheinlich zu diesem Verhalten beitragen.

Ich denke, alle Formen von toxischen Beziehungen sind nicht per se toxisch, sondern deshalb, weil sie toxische Wunden in uns berühren und wir aus diesen alten, schädlichen Mustern heraus in einer Beziehung stecken.

Für Dich zum Erkennen des Spiegels „Wundheiler“:

Wenn das Verhalten eines Menschen in dir tiefen Schmerz auslöst, (auch wenn jeder in deinem Umfeld sagt, dass dieser Mensch sich „falsch“ verhält!) dann stecken dort ziemlich sicher alte Muster und Verletzungen dahinter. Am besten suchst du dir in diesem Fall externe Unterstützung, denn hier können traumatische Erfahrungen in dir schlummern, die du nicht einfach so allein ausbuddeln solltest.

Spiegel 2: Der „Verhaltens-Therapeut“ oder auch direkte Spiegel

Das Wort Therapeut meine ich hier nur symbolisch. Denn diese Art des Spiegels zeigt dir sehr direkt deine eigenen, optimierungsfähigen Verhaltensweisen auf.

In meinem Fall ist es eine sehr liebe Freundin von mir. Normalerweise sind meine Frauenfreundschaften recht entspannt. Nur mit dieser Freundin habe ich immer wieder Triggerpunkte, die mich irritierten.

Es kam in der Kommunikation zu Missverständnissen, jede schien von der anderen zu denken, dass sie sehr empfindlich reagiert und gegenseitige Rücksichtnahme führte zu mehr Problemen als Lösung.

Im Gespräch mit meiner Schwester und eigenen Reflektionen wurde mir klar, dass diese Freundin mir eigene Verhaltensweisen spiegelte, die ich nicht sehen wollte, z.B.:

  • Mein übermäßiges Bemuttern von anderen Menschen, insbesondere meiner Teenager-Jungs;
  • Meine ständige Sorge, anderen Menschen auf die Füße zu treten;
  • Meine unbewussten negativen Bewertungen, unnötiges Schwarzmalen und Panikmachen;

um nur einen kleinen Einblick zu geben.

Indem ich dies erkenne, kann ich daran wachsen und gleichzeitig viel entspannter mit dieser Situation umgehen. Ich lerne im Kontakt, was in mir noch den freien Lebensfluss behindert.

Zum Erkennen für dich:

Bestimmte Verhaltensweisen bei deinem Gegenüber irritieren dich stark? Es kommt zu häufigen Missverständnissen, Streit oder gegenseitigem Hochschaukeln ähnlicher Emotionen? Dann hast du wahrscheinlich einen direkten Spiegel vor der Nase.

Um diesen zu entlarven, schau genau hin, was dich an deinem Gegenüber nervt, stresst, irritiert und tausche dich ggf. mit einer neutralen Person darüber aus.

Spiegel 3: Der Rebell

Mein dritter Spiegelfall ist besonders knifflig. Es ist mein inzwischen 16jähriger Sohn. Mir ist schon lange klar, dass er mich stark spiegelt. Doch komischerweise fällt es mir gerade bei meinen eigenen Kindern am schwersten, das in der Tiefe anzunehmen und zu erkennen.

Vielleicht steckt dahinter immer wieder das Gefühl, dass ich als Mutter doch dafür sorgen muss, dass mein Kind sich benimmt, dass ich die Jungs erziehen muss. Bei Erwachsenen ist mir klar, dass ich diese nicht mehr erziehen kann, also bleibt mir nur der Blick in mein Inneres.

Doch natürlich ist es gerade bei den eigenen Kindern so wichtig, genau hinzuschauen.

Ein Beispiel gefällig?

Mein älterer Sohn fängt bei praktisch jeder noch so kleinen Bitte um Hilfe an zu nölen und zu diskutieren. Er sagt eigentlich ständig nein – ob direkt oder indirekt.

Irgendwann habe ich mich erinnert, dass mir auch schon mal jemand, als ich noch jünger war, gesagt hatte, ich würde immer aufstöhnen, wenn eine Bitte an mich herangetragen wird.

Ja, ich hatte tatsächlich gegen viele Alltagsaufgaben eine Abneigung, wollte am liebsten nicht aus meinem kreativen Schaffen herausgerissen werden.

Das in der Tiefe zu erkennen – und nun auch im Außen neu zu leben, also wirklich meine Einstellung und meine Handlungen diesbezüglich anzupassen, ist dann meine Aufgabe.

Und ja – häufig geschehen kleine Wunder im Außen, wenn wir unsere eigenen Themen anschauen.

Manchmal kann es auch passieren, dass sich Verbindungen dann lösen – insbesondere, wenn dein Gegenüber seine eigenen Themen nicht in der Tiefe anschaut. Dann passen plötzlich die Energien nicht mehr zusammen. Doch bei meinem Sohn habe ich keine Zweifel bezüglich der positiven Wirkung meiner Erkenntnisse und Wandlung für uns beide.

Die Schatten erkennen

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du denn herausfindest, worum es wirklich geht.

Das Allerwichtigste ist immer wieder die Selbstwahrnehmung.

  • Welche Gefühle löst dein Gegenüber in dir aus?
  • Woher kennst du dieses Gefühl?

Indem du diesen Gefühlsspuren folgst, kommst du sehr häufig an die Ursachen.

Oft sind diese jedoch vielschichtig und entblättern sich nur Stück für Stück, Schritt um Schritt, Schale für Schale. Es erfordert Übung, Mut und Vertrauen, hier in die Tiefe zu tauchen.

Nicht jedem Menschen liegt das. Mir wird immer mehr bewusst, dass es auch eine Gabe ist, so tief in die finstersten Gefühle abtauchen zu können, ohne darin zu versinken.

Wenn du merkst, dass du allein nicht die Ursache findest, gibt es Hilfe. Manchmal genügt schon ein Gespräch mit einer Freundin oder einem Coach. Bei tiefsitzenden Themen kann eine thematische Aufstellung Klarheit bringen. Es ist unglaublich faszinierend, welche Dinge dabei zum Vorschein kommen können.

Auch die Neurographik – eine graphische Transformationsmethode, mit der ich sehr gerne individuell und in Gruppen arbeite – ist eine wertvolle Hilfe hierbei, da durch das angeleitete Zeichnen von organischen Linien und einfachen Figuren Unsichtbares sichtbar gemacht und verwandelt werden kann.

Diese Arbeit ist auch im beruflichen Kontext unglaublich wertvoll, um Konflikte wirklich dauerhaft an der Wurzel zu lösen, nicht nur oberflächlich.

Falls du dabei Unterstützung wünschst, schreibe mir gerne: info@doerte-winkler.net


0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Avatar placeholder

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert